Einmal hatte er mir gesagt, dass sich nur eine Sache zu ändern brauche, damit alles aus dem Gleichgewicht geriete.
»Schau dir zum Beispiel diese Mücken an.« Daddy hatte an einem heißen Sommerabend auf eine Wolke dieser Plagegeister gezeigt. »Sie sind für das Ökosystem überlebenswichtig.«
»Aber sie stechen uns«, hatte ich eingewendet und eine vertrieben.
»Das liegt in ihrer Natur, ja.« Er hatte leise gelacht. »Aber ohne sie hätten viele Vögel keine unerschöpfliche Nahrungsquelle, ihre Zahl würde rapide sinken. Und wenn der Vogelbestand abnimmt, hat das gravierende Folgen für die ganze Nahrungskette. Ohne Vögel hätten Insekten wie Grashüpfer viel weniger Jäger, sie würden sich stark vermehren und alle Pflanzen auffressen. Und ohne Pflanzen...«
*... hätten die Pflanzenesser nichts zu essen.«
»Die Pflanzenfresser, genau. Du siehst also, dass alles auf einem fragilen Gleichgewicht beruht. Ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings kann große Folgen haben.«
»Als ich in Cambridge war, haben sie uns gelehrt, die Welt genau anzusehen«, fuhr er fort. »So viele Menschen gehen blind an all der Schönheit und dem Zauber um sie her vorbei. Aber du nicht, Posy. Du siehst alles jetzt schon viel besser als die meisten anderen. Wenn wir die Natur zeichnen, verstehen wir sie — dann erkennen wir die ganzen Einzelteile und wie sie zusammengesetzt sind. Indem du zeichnest, was du siehst, und es genau betrachtest, kannst du anderen Menschen helfen, das Wunder der Natur ebenfalls zu begreifen.«
»Da hast du recht, Posy, es ist ein Wunder. Die Welt steckt voll von ihnen, und wir müssen uns glücklich schätzen, hier leben zu dürfen. Vergiss das nie, ja?«
»Ja, Posy, Zauber bekommt das Leben nur durch die Liebe. Selbst am grauesten Tag im tiefsten Winter kann Liebe die Welt zum Leuchten bringen, sodass sie so schön aussieht wie jetzt.«
Kurz gesagt, der Garten war ihr Herr und Meister, ihr Freund und Geliebter geworden und hatte ihr wenig Zeit für anderes gelassen.
Eines allerdings hatte sie in ihren fast siebzig Lebensjahren gelernt, nämlich, dass Menschen merkwürdige Wesen waren und immer wierlder für eine Überraschung gut.